Die Auswirkungen der Corona-Situation haben Betriebe, Pferdehalter, -sportler und -züchter und Turnierveranstalter mit besonderer Härte getroffen. Jetzt geht es darum, Schritt für Schritt wieder zurück in die Normalität zu finden
Text // Heike Hoenig
Die ersten Turniere und Shows laufen wieder an, wenn auch unter Einhaltung strikter Hygienekonzepte. Darauf haben wir eigentlich die ganze Zeit gewartet.
Eine gute Zeit also, um die Lethargie der letzten Monate endgültig hinter sich zu lassen und neu durchzustarten, und sei es auch nur zu Trainingszwecken oder „just for fun“. Denn sowohl EWU als auch NRHA sehen von ihrem bisherigen Punktesystem ab. Dadurch entfällt für einige der Anreiz, überhaupt an einem Turnier teilzunehmen.
Für Jungpferdebesitzer ein idealer Zeitpunkt
Doch für Jungpferdebesitzer, die ihrem Pferd die Turnierlandschaft nahe bringen und zusätzliche Erfahrungen sammeln möchten, ist es ein idealer Zeitpunkt. Eine Situation, die so schnell nicht wieder stattfinden wird, denn der Leistungsdruck durch die Punktewertung entfällt.
Zurzeit nehmen die Veranstalter bewusst finanzielle Risiken in Kauf, um ihre Shows auf die Beine zu stellen. Gehen nicht genügend Nennungen ein, bleiben sie auf einem erheblichen Anteil ihrer Kosten sitzen. Keine schöne Situation, vor allem , wenn man bedenkt, dass diese Veranstaltungen zwar nicht gänzlich uneigennützig, doch letztlich für unser Vergnügen und für unseren Sport gedacht sind. Vielleicht ein guter Moment, um darüber nachzudenken, sie durch unsere Teilnahme zu unterstützen. Doch das ist manchmal leichter gesagt, als getan: viele Besitzer haben ihre Pferde mittlerweile aus dem Training genommen und vorzeitig in den Sommerurlaub geschickt; nicht zuletzt auch aus Kostengründen. Das klingt ein wenig nach einer Pattsituation.
Jeder Landkreis, jede Kommune und somit jedes Ordnungsamt entscheidet anders
Nach wie vor ist die Lage schwierig, da jedes Bundesland, jeder Landkreis, jede Kommune und somit jedes Ordnungsamt, bzw. Gesundheitsamt, individuell über die vorgelegen Hygienekonzepte der Veranstalter entscheiden. Großveranstaltungen sind verboten. Das macht die Organisation schwer kalkulierbar. Denn wann haben wir es überhaupt mit einer Großveranstaltung zu tun? Bei 200 Personen, 500 oder 1000? Und jedes administrative Organ fällt darüber ein unterschiedliches Urteil. Das hört sich anstrengend an – ist es auch.
Die ersten Turniere laufen schleppend an. Das EWU C-Turnier in Warendorf Mitte Juni zählte um die 50 Teilnehmer – auf den ersten Blick ein enttäuschendes Ergebnis für den Veranstalter, die Don A Rima Ranch. Doch schaut man sich die zahlreichen begeisterten Beiträge der Teilnehmer in den sozialen Netzwerken an, zeichnet sich ein anderes und viel positiveres Bild ab. Viele bedankten sich dafür, mal wieder „Turnierluft“ geschnuppert zu haben und zeigten sich motiviert, jetzt wieder „voll einzusteigen“. Das ist ein Anfang.
Volker Laves von der Circle L Ranch ist dennoch zufrieden
Volker Laves von der Circle L Ranch hält das Ergebnis seines EWU C Turniers am 20/21. Juni in Wenden für realistisch und ist damit zufrieden. Immerhin gab es 80 Pferd-Reiter Kombinationen und ca. 200 Nennungen*1. Das ist die Hälfte weniger als im Vorjahr.
„Wir haben das Turnier durchgeführt, damit überhaupt noch irgendetwas in diesem Jahr passiert“, sagt er. Er denke, viele Turnierreiter warteten darauf, wieder reiten dürfen. Dies bestätige sich auch durch das Nennungs-Ergebnis. Das von ihm eingereichte Hygienekonzept sei von klassischen Turnieren übernommen worden.
Bisher verhält sich die Reiterszene eher scheu, wenn es um das Thema „Turnier“ geht.
Das bestätigt auch Petra Retthofer von der Bundesgeschäftsstelle der EWU: „Die Teilnahme ist nach wie vor eher zurückhaltend, weil die Mitglieder verunsichert sind und die Maskenpflicht einige abschreckt.“ Die Überwachung der Corona-Richtlinien sei auf den Veranstaltungen sehr gewissenhaft umgesetzt worden. Einlass erhielten nur Teilnehmer, die entsprechende Akkreditierungsunterlagen mit sich führten. Im Wesentlichen sei dies ein ausgefüllter Anwesenheitsnachweis.
„Die Turniere sind wichtig für unsere Reiter, damit sie mal wieder vor die Tür kommen und ein bisschen Normalität erleben“, sagt sie.
Leider erhielte die EWU immer wieder aufs Neue Turnierabsagen von ihren Veranstaltern, mit dem Hinweis, dass die Auflagen, die ihnen durch die Behörden gestellt würden, zu hoch seien. „Jeder legt die Entscheidungen, die ihm von seiner jeweiligen Landesregierung gestellt werden, unterschiedlich aus“, so Retthofer. Es gäbe Regionen, in denen kein einziges Turnier genehmigt würde, weil es kategorisch als Großveranstaltung zählt.
Im Wesentlichen hat die FN folgende Hygiene-Empfehlungen für Turniere festgelegt:
- im Kontaktbereich und auf dem Turniergelände ist eine Maske zu tragen; Ausnahme ist das Paddock.
- auf eine strikte Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern ist zu achten.
- jeder Reiter darf lediglich eine Person zur Assistenz mitbringen.
- Reiter dürfen nur während ihres Rittes die Maske abnehmen.
- speziell beim Trail müssen Einmal-Handschuhe bereit gestellt werden, damit keine Infektion beim Anfassen des Tors erfolgt.
- ab Montag, 22. Juni, sind in einigen Bundesländern offiziell nach der neuen Verordnung wieder Besucher auf
Turnieren erlaubt. Die Anzahl richtet sich nach der Größe des Veranstaltungsortes. Für das NRHA Turnier am 27. Juni waren maximal 52 Besucher zugelassen. Für andere Bundesländer und Kommunen gibt es diesbezüglich noch keine endgültige Regelung, sondern sie entscheiden dynamisch und je nach Corona-Verlauf.
- Die allgemeinen Hygieneregeln (häufiges und gründliches Händewaschen, Beachtung der Regeln zum Niesen und Husten, Vermeiden von Berührungen im Gesicht, häufiges Lüften von geschlossenen Räumen usw.) müssen selbst verständlich auch auf dem Turnier eingehalten werden.
Quelle: https://www.pferd-aktuell.de/relaunch/assets/filePush.php?mimeType=application/pdf&fullPath=https://www.pferd-aktuell.de/relaunch/files/2/45/186/191/Planung_und_Durchfuehrung_von_Turnierveranstaltungen_Infektionsschutz_10062020.pdf
Trotz aller Widrigkeiten sind in den nächsten Monaten unter Vorbehalt noch Turnierveranstaltungen und Shows geplant. Es werden auch noch weitere EWU Landesmeisterschaften stattfinden. Hier einige davon:
03.-05. Juli 2020 EWU AQ Turnier Thierhaupten
09 -12. Juli 2020 EWU A+C Turnier, Circle L, Wenden Classics
18.-20. September 2020 EWU Rheinland, Landesmeisterschaft, Schermbeck
21.-26. Juli 2020 AQHA Shows, Circle L, Wenden, Ride of America,
29 -30. August 2020 AQHA Shows, Circle L, Wenden, Spring Warm Up
- Juli 2020 NRHA Franken, Burgebrach, Green Ground Ranch
- Juli – 02. August 2020 NRHA Summer Show, Kreuth
18.-26.September 2020 NRHA, Breeders Derby, Kreuth
25.-29. August 2020 PHCG, GermanPaint, Kreuth (anstelle EuroPaint)
11.-13. September 2020 PHCG, End of the Year Show, Chrom-Ranch, Memmingen
16.-18. Oktober 2020 PHCG, Autumn Roundup Langenau, AM Steinhäusle Ranch, Langenau
Alle Termine sind detailliert auf folgenden Seiten gelistet:
EWU http://westernreiter.com/laufend-aktualisiert-abgesagte-verschobene-shows-ewu-2020/
NRHA https://www.nrha.de/turniere-shows/kalender/
PHCG http://www.phcg.de/termine
*1 Aufgrund des Redaktionsschlusses kann nur die Anzahl der Nennungen bis zum 18.06.2020 aufgeführt werden.