Ich muss gestehen, ich habe den Artikel nicht ganz gelesen. Aber wenn ich mir die Bilder und deren Unterschriften anschaue, habe ich etwas zu kritisieren:
Was ist falsch an Slack Reins? Wenn ein Pferd so hoch ausgebildet ist, dass es nur mit Sitz und Schenkeln gelenkt und geformt werden kann, sich also selbst trägt, spricht meines Erachtens nichts gegen sehr lose Zügel. Es gilt schließlich immer noch: Sitz vor Bein vor Hand. Es gibt auch Pferde, die nicht abgerichtet, sondern korrekt ausgebildet wurden, die mit Slack Reins gut laufen. Aber eben natürlich gut, und nicht in „Erbsenroller-Manier” mit der Nase im Sand, sondern in Versammlung mit dem Genick in Widerristhöhe. Abgesehen davon kann man einem Pferd auch in Anlehnung im Maul reißen, und auch mit Slack Reins sachte an die leichte, verwahrende Hand treiben, bzw. diese Anlehnung kurzfristig fein aufbauen.
Abgesehen davon stimme ich mit den Aussagen im Artikel überein. Das Rupfen am Zügel ist extrem schädlich und unanständig gegenüber dem Pferd, sollte also in der Pferdeausbildung (und auch sonstwo) keinen Platz haben. Mich stören auch genauso diese „Pleasure-Gangarten”, die extrem kurz, vorhandlastig, ohne Schwebephase und deshalb ungesund und unnatürlich sind. Aber schuld daran sind nicht die Slack Reins, sondern schlicht und einfach schlechtes Reiten und mangelnde Fachkenntnis, und/oder Profitgier.
Mona Egli (per facebook)
Antwort:
Grundsätzlich ist es eben nicht gut, wenn man einen Artikel nicht ganz liest, sondern sich aufgrund ein paar Bildunterschriften eine Meinung bildet.
Nichts ist falsch an Slack Reins – wenn man ein entspanntes Pferd natürlich laufend von A nach B reiten will. Wenn man schwierige Manöver mit weit durchhängenden Zügeln reiten will, geht das mit Slack Reins nur, wenn das Pferd gedrillt und eingeschüchtert ist – oder es versammelt sich eben dabei nicht so, wie es wünschenswert, weil seiner Gesundheit zuträglich ist. Versammlung setzt eine gewisse – im besten Fall sehr leichte – Anlehnung voraus. Ohne die geht es nicht.
Natürlich kann man einem Pferd auch in Anlehnung im Maul reißen – aber dabei geht es hier überhaupt nicht. Und natürlich kann man mit Slack Reins das Pferd „sachte an die leichte, verwahrende Hand treiben, bzw. diese Anlehnung kurzfristig fein aufbauen“ – genau, aber wenn dann diese feine Anlehnung erreicht ist, dann hängt der Zügel eben nicht mehr weit durch!
Aber diese angesprochene leichte Anlehnung kann man bei sehr, sehr vielen heutigen Westernpferden eben gar nicht mehr herstellen. Darum geht es. Sie sind so eingeschüchtert, dass sie sofort den Kopf tief und die Nase fast auf die Brust nehmen, sobald man die Zügel auch nur anfasst! Sie machen das aus reinem Selbsterhaltungstrieb, weil sie es offensichtlich nicht anders kennen, als dass sie andernfalls übelst im Maul geschunden werden. Es dauert meistens Wochen, bis sich solche wieder im Maul anfassen lassen. Und auch nach Monaten suchen sie in bestimmten Momenten manchmal noch ihr Heil darin, sich hinter den Zügel zu verkriechen.
Das sind die Resultate einer „Pudeldressur“, die viel grausamer ist, als sich das anhört, und die immer mehr um sich greift. Es geht Hand in Hand mit der absurden Vorstellung, dass ein Westernpferd „mit der Nase im Dreck laufen“ soll, und mit der Hoffnung, Richter mit immer mehr Slack beeindrucken zu können. Nach dem Motto: Wenn meine Konkurrenten mit einem halben Meter Slack reiten, dann steche ich sie aus, wenn mein Pferd mit einem ganzen Meter Slack läuft!
Dabei ist im Regelbuch noch immer von „light contact“ die Rede. Der leichteste Kontakt ist der, wenn nur noch das Zügelgewicht diesen aufrechterhält. Sobald die Zügel mehr durchhängen, ist kein Kontakt mehr gegeben, auch kein leichter. Das ist in bestimmten Fällen O.K., wenn man z. B. einen großen, schnellen Zirkel galoppiert. Aber wenn das Pferd dann am weit durchhängenden Zügel runter in den langsamen schaltet, dann ist es dressiert, dann wird das nicht durch leichten Kontakt, sprich durch reiterliche Hilfen erreicht, sondern nur durch Dressieren, Drillen – und es geschieht zwangsläufig überwiegend auf der Vorhand.
— H.O.