Gestern Abend, so mein Ehemann, habe er nachgedacht und festgestellt, dass er auf jedem Turnier, in jedem Stall und überhaupt immer die gleichen Menschen treffe. Er frage sich nun zu welchem Typ ich, seine reitende Ehefrau, denn wohl gehöre und ob auch er einen festen Patz hätte. Und darüber solle nun ich, seine Ehefrau, doch auch einmal nachdenken.
Kein Problem, dachte ich man kennt sich. Da sind die immer hilfsbereiten Freunde, die alles wissen. Sie kennen das richtige Bit, den perfekten Sattel, den besten Trainer und Tierarzt. Sie wissen, wie ein Pferd mühelos auf den Hänger geht und welches Futter es unbedingt braucht.. Und all diese Ratschläge geben sie so schnell, dass nicht einmal Zeit bleibt danach zu fragen.
Dann gibt es die, eigentlich zu gut sind für ihr Pferd. Gekauft wurde der Futurityfinalist in Amerika von einem anderen, der hatte aber keine Zeit und den falschen Trainer und nun weiß das Pferd nicht mehr was zutun ist und muss nun ganz neu eingestellt werden. Das dauert, aber sie kriegen es hin.
Ich kenne auch (Nicht) Reiter, die jeden Tag mit Boots und Sporen im Stall erscheinen und dem Trainer zuschauen. Manchmal longieren sie, stretchen ihr Pferd mit Karotten oder gehen mit ihm spazieren, aber auf dem Pferd habe ich sie noch nie gesehen.
Andere wiederum sind verzweifelt, weil sie schon wieder auf der Tribüne sitzen müssen. Gerade hatte ihr Pferd eine Lahmheit überstanden, kam eine Kolik und dann lahmte es schon wieder. Mehrere Tierarztwechsel halfen nicht und nun wird die Saison immer kürzer.
Ja und dann wird der Blick von der Tribüne auch noch von stolzen Eltern versperrt, die ihre zukünftige Pleasurequeen oder den Futuritysieger nicht aus den Augen lassen wollen. Sie ahnen noch nicht, dass das überaus talentierte Kind irgendwann lieber am Samstagabend in die Disco geht, als Sonntagmorgens um sechs das Pferd für einen Turnierstart vorzubereiten.
Die schicksten Reiterinnen dagegen sind die Trainer Groupies. Nie würden sie ihrem Trainer ohne Makeup begegnen. Sie schauen ihm beim Reiten an der Bande zu, lächeln ihm, wann immer er vorbeikommt, in gekonnter
Pose zu. Sitzen sie selbst im Sattel hängen sie an seinen Trainerlippen und lassen sich auch zu gerne helfen. Sie machen keine Fortschritte, aber immer große Augen.
Manche Stallkollegen sind auch sehr vergesslich. Sie leihen sich einen
Sattelgurt, eine Bürste, den Hufkratzer das Fliegenspray und haben es garantiert noch nicht zurückgebracht, wenn man es selbst braucht. Will man es schließlich selbst zurückholen, sieht man nur noch die Rücklichter des Hängers, denn sie fahren gerade ab.
Den wirklichen Männern auf dem Turnierplatz würde so etwas natürlich nicht passieren. Sie wissen alles, können jeden Sattel mit einer Hand heben, reiten am liebsten Hengste, zeigen ihrem Trainingspferd auch schon mal wo’s lang geht und Frauenherzen liegen ihnen natürlich zu Füßen – glauben sie.
Ja und dann sind da noch die Überflieger. Ihr Pferd, selbstverständlich in Amerika gekauft, kostet soviel wie ein Luxusauto und macht in der Prüfung natürlich keinen Fehler. Sie können tatsächlich reiten, sind aufgeschlossen und nett, sehen gut aus und haben auch sonst im Leben Erfolg. Und das schlimmste: Sie geben keinen Grund zum lästern!
Und wir, mein Lieblingspferd, mein Ehemann und ich, sind natürlich ein ganz besonderes Trio: Gemeinsam stark und mit Spaß dabei. Und das, so mein Ehemann, habe er eigentlich nur hören wollen.