Gestern Abend, so mein Ehemann, habe er nachgedacht. Nun sei ja bald Weihnachten. Eigentlich eine Zeit der Stille und Besinnung, bis jemand auf die Idee kam, dass Geschenke sein müssen. Und ich seine Ehefrau sei besonders gefährdet. Eine Studie der Universität von British Columbia belegt, dass Frauen wesentlich mehr Gefahr laufen, durch ein Geschenk die Beziehung aufs Spiel zu setzen als Männer. In einem Experiment wurde beobachtet, wie Männer und Frauen auf ein „falsches“ Geschenk reagierten. Frauen zeigten sich großherzig: Sie sahen die Zukunft der gemeinsamen Beziehung trotzdem optimistisch, auch wenn ihr Partner ein unpassendes Geschenk ausgewählt hatte. Die Männer waren wesentlich sensibler: Erhielten sie ein unpassendes Geschenk, sahen sie für die gemeinsame Zukunft schwarz. Er frage sich nun, ob es mein Lieblingspferd vielleicht auch beschenkt werden solle, denn ganz sicher sei es nicht so sensibel wie er und schließlich sei neurologisch bewiesen, dass Schenken mehr Glückshormone auslöse als beschenkt werden. Kein Problem dachte ich, denn nicht nur zu Weihnachten schenken Menschen ihren Pferden etwas. Als echte Familienmitglieder sollen sie aber das „Fest der Liebe“ genauso genießen, wie wir das tun. Na gut- vielleicht nicht ganz genauso, aber man weiß ja nie. Über das Designer-Pad, irische Country Stiefel, echte Spiller Spurs oder glitzernde Halfter freuen sich Besitzer und Reiter sicher mehr als ihre Pferde. Die sind da eher unkompliziert und haben, manchmal zur Enttäuschung ihrer Besitzer, auch das Prinzip Dankbarkeit nicht verstanden. Und zwar sicher relativ unabhängig davon ob wir sie mit Geschenken überhäufen oder nicht. Was aber nicht heißt, dass sich Donna, Jac und Champ nicht doch über das eine oder andere schmackhafte Geschenk freuen würden. In manchen Stellen wird schon zum Advent gebacken und Müsli gemischt. Karotten und Äpfel stehen in großen Säcken bereit. Kräuterleckerli in allen Variationen, ein Leckstein mit besonderem Salz vielleicht sogar ein Boxsack gegen Langeweile kann man außerdem ganz ohne schlechtes Gewissen als Weihnachtsgeschenk mit in den Stall bringen. Ob unser Pferd den in fast allen Ställen obligatorischen Weihnachtsausritt mit Nikolaus- oder Rentierhut genauso witzig findet wie sein Reiter wurde noch nicht durch eine Studie geklärt. Allerdings kann man auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Pferd und Reiter mit einem Geschenk gemeinsam zufrieden machen: Der Wellnesshandschuh zur Massage, die Magic Brush gegen Schlamm und Schmutz. Abschwitzdecken hat man, wie man jeden Winter neu bemerkt, nie genug. Hufglocken, die einen Weidegang im Matsch überleben braucht man immer, denn selten überleben sie mehr als einen Weidegang. Tubtrugs, diese bunten und nützlichen Plastikeimer, werden von fast allen Pferden bekämpft und sind deshalb immer ein nützliches Geschenk. Ach es gibt so viele große und kleine Dinge, die das Reiterleben und damit auch das des Pferdes einfacher machen. Früher war vielleicht mehr Lametta, aber geschenkt wurde schon immer und das ist auch gut so. Und noch besser wäre es, wenn wir jenseits von Weihnachten hier und da ein kleines Geschenk dazwischenschieben könnten. Das würde auch unseren Pferden gefallen.
Und ohne die Gefahr meine Partnerschaft vielleicht durch ein falsches Geschenk in Frage zu stellen, schlage ich vor am Weihnachtabend mit einem großen Sack Karotten, einer Thermosflasche Glühwein und ein paar Leckerli für Mensch und Tier, gemeinsam eine kleine Verschnaufpause im Stall einzulegen. Fernab von der Weihnachtshektik, die Ruhe nur durch das Schnauben und Kauen der Pferde unterbrochen. Und das, so mein Ehemann, habe er eigentlich nur hören wollen.