Gestern Abend, so mein Ehemann, habe er nachgedacht und frage sich nun, ob nicht jetzt in der Zeit um Weihnachten ein Stallbesuch besonders spannend wäre. Weihnachten und in den Rauhnächten – also vom 24. Dezember bis zum Heiligendreikönigstag, dem 6. Januar – solle man genau hinhören. Es könne doch vorkommen, dass die Tiere begännen mit ihren Menschen zu sprechen. Und darüber solle nun ich, seine Ehefrau, doch einmal nachdenken.
Kein Problem dachte ich und eigentlich weiß ich schon jetzt was sie uns sagen, in diesen Tagen, da jeder sich Zeit nimmt für sein Pferd und das am besten mit Freunden und der ganzen Familie.
„Hey Leute“ Cat, der braune Cutting Hengst und ganz Macho, wiehert schon am Weihnachtsmorgen „fresst ein bisschen schneller, wir müssen reden, wir haben in den nächsten Tagen viel zutun.“ Cat ist der Boss und alle spitzen die Ohren. „Wie ihr wisst bringen die Menschen jetzt auch ihre Kinder und Teenies mit in den Stall. Stellt sicher, dass sie ihre Handys und ipods draußen lassen. Ich möchte, dass sie voll und ganz auf uns konzentriert sind. Sunny achte auf sie. Sie müssen alle Grundlagen kennen: Wie man sich einem Pferd nähert, was unsere Augen und Ohren und Bewegungen sagen, wie man uns richtig pflegt und sattelt. Ich weiß nicht, wie gut ausgebildet sie sind.“ Sunny, die Leitstute im Stall, nickt wissend. Dieser Stall hat hohe Standards – jeder Reiter hat einen Job zu erledigen und Sunny, die alte Quarter Horse Stute, sorgt dafür, dass sie es tun. Erfahrene Pferde kennen die Menschen und wissen, sie sind glücklich, wenn rund um das Pferd etwas zutun ist.
„Es werden sicher auch wieder Erwachsene dabei sein, die irgendwann einmal auf einem Pferd gesessen haben“ sagt Cat „und sie glauben, dass reicht für ein ganzes Leben. Einer ist ein Teufelskerl. Ein Geschäftsmann, der als Kind ein toller Reiter war – behauptet er jedenfalls. Na ja, vielleicht, vielleicht auch nicht. Er will unbedingt ein Reiningpferd. Wahrscheinlich denkt er, er kann sein Pferd herum kommandieren, wie er es mit seinen Mitarbeitern tut.“ Aus allen Boxen hört man ein anerkennendes Schnauben. Yep, sie kennen den Typ. „Buddy, Du kümmerst Dich um ihn. Zeig ihm, dass er nicht der Cowboy ist, der er glaubt zu sein. Sobald er beginnt mit den Sporen den Rundown zu starten oder dreht wie ein Kreisel, bocke, steige, wirf ihn ab. Zeig ihm wer der wirkliche Cowboy ist.“ „Alles klar“ wiehert Buddy, der etwas arrogante Appaloosa. Er wirft seine schwarze Mähne, scharrt mit den Hufen. Er liebt seinen Job.
Cat weiß, dass noch mehr Aufgaben warten. „Es gibt ja auch noch die schüchternen Menschen. Bonnie, schau, was Du für sie tun kannst. Sie werden sehr glücklich sein, wenn wir es langsam angehen lassen und sie nicht erschrecken. Halte Dich fern mit ihnen von Buddy und seinem Cowboy. Schau gleich aus der Box, wenn sie kommen, schnaube ein bisschen, wenn sie Dich sehen und sie werden sich wohlfühlen.“ Die anmutige Bonnie, ein Trailpferd der Extraklasse, klimpert mit den Augen und grummelt leise. Sie hat schon viele ängstliche Reiter überzeugt. Sie hat sogar eine eigene Facebook – Seite mit 5000 Fans. Jeder verliebt sich in Bonnie und sie genießt jeden neuen Freund. Von all den Möhren und Leckerli ist sie ein bisschen übergewichtig. Na und?
Cat seufzt. „“Menschen – sie machen eine Menge Arbeit, aber man kann sie auch einfach lieb haben. Sie sorgen für uns, pflegen uns und ein guter Ritt, mit einem Reiter der uns versteht, zeigt uns jedes Mal, dass unsere Welt in Ordnung ist.“ Und alle schnauben zufrieden. Besonders zufrieden kann man aber sein, wenn man den Partner nicht nur Weihnachten und in den Rauhnächten hört und versteht. Glück ist aber auch, wenn man sich ohne Worte versteht. Und das so mein Ehemann, habe er eigentlich nur hören wollen.