Gestern Abend, so mein Ehemann, habe er nachgedacht, denn durch das Leben mit mir und meinem Lieblingspferd wisse er erst wie viel die deutsche Sprache dem Pferd zu verdanken hat. Es scheine fast als gäbe es ohne Goethe und Pferde keine Redewendungen. Und darüber solle nun ich, seine Ehefrau, doch einmal nachdenken.
Kein Problem dachte ich, denn wenn es um die deutsche Sprache geht sitze ich fest im Sattel und das Denken sollte man eben nicht nur den Pferden überlassen. Ich sitze deshalb aber nicht auf dem hohen Ross und werde auch niemandem etwas vom Pferd erzählen. Und wenn ich nicht alles auf ein Pferd setze wird die Geschichte wohl auch keinen Pferdefuß haben.
Andererseits wissen wir alle: Wer die Wahrheit sagt und Ross und Reiter nennt, braucht ein schnelles Pferd und das will ich natürlich nicht von hinten aufzäumen.
Wichtig ist, das man aufs richtige Pferd setzt und sich die Sporen verdient. Es kann passieren, dass man dann arbeiten muss wie ein Pferd und sich vergaloppiert. Aber keine zehn Pferde würden mich dazu bringen einen Ritt über den Bodensee zu wagen. Selbst wenn die alte Schabrake, die Besitzerin des Pferdes in der Nebenbox, alle Probleme aussitzt und andere dafür auf Trab hält. Irgendwann werde ich diese Steigbügelhalterin an die Kandare nehmen und ihr zureden wie einem lahmen Gaul. So ein Gespräch aber hat, dass weiß ich schon jetzt einen Pferdefuß, denn aus einem Esel macht man kein Rennpferd. Es wäre sicher besser sie würde umsatteln, bevor sie aus dem Sattel gehoben wird. Doch es wäre falsch, die Pferde wild zu machen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas ändert ist sehr gering. Aber man hat ja auch schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen.
Selbstverständlich darf ich die Zügel nicht schleifen lassen und wenn die Pferde mit mir durchgehen, sollte ich nicht schnauben oder Scheuklappen tragen. Selbst wenn ich manchmal glaube mich tritt ein Pferd, ist es besser mein Temperament zu zügeln. Im Zaum halten kann ich mich allerdings nicht, wenn der Amtsschimmel wiehert, Paragrafenreiter mir das Leben schwer machen oder man mich vor den Karren spannen will, der vielleicht sogar gegen die Wand fährt.. Ich bäume mich aber nicht gegen alles und jeden auf, möchte auch keine Pferde scheu machen und manchmal über die Stränge zu schlagen macht schon Spaß. Vor allem mit einem Stall voller netter Menschen, die sich ins Zeug legen, sehr beschlagen sind und alle an einem Strang ziehen.
Ja, unsere Sprache zeigt eine jahrhundertelange Verbindung mit Pferden und deren Wertschätzung. Im modernen Alltag sind sie längst durch die Pferdestärken unserer Autos abgelöst. Und welche Redensarten haben die uns beschert? Nur eine: „Gas geben!“
Klar aber ist, das beste Pferd im Stall ist mein Ehemann, er kann mich aus dem Stegreif ( eigentlich vom Steigbügel aus) zum Lachen bringen und mit ihm kann ich Pferde stehlen. Es ist schön, dass wir seit vielen Jahren aus demselben Stall kommen. Und das, so mein Ehemann habe er eigentlich nur hören wollen und grinst wie ein Honigkuchenpferd.
Herzlichst, Ihre Carla