Pferde mit Recurrent Exertional Rhabdomyolysis (RER) und solche mit Polysaccharide Storage Myopathy (PSSM) sind beide anfällig für Kreuzverschlag.
Eine Diagnose per Biopsy kann Klarheit bringen. Forscher sind der Meinung, dass RER in einer ererbten Abnormalität in der Regulierung der Muskelkontraktion und Entspannung besteht. Bei PSSM-Pferden ist es anders: Solche mit Typ 1 haben genetische Mutationen des Glycogen-Synthase-Gens, und solche mit Typ 2 haben diese Mutation nicht, zeigen aber eine abnormale Reaktion beim Glycogen Staining Test in der mikroskopischen Examinierung.
Trotz der Unterschiede beim Kreuzverschlag aufgrund von RER und PSSM profitieren beide Konditionen von einer Diät mit niedrigen nonstrukturellen Kohlehydraten (NSC). Veterinäre empfehlen für PSSM-Pferde eine Diät mit niedrigen NSC-Werten, weil diese Kohlehydrate einen direkten Einfluss auf das Muskel-Glycogen haben; aber RER wirkt sich nicht auf Muskel-Glycogen-Vorräte aus, weshalb hier die NSC aus einem anderen Grund reduziert werden: Pferde mit RER können zu Aufgeregtheit und Anspannung tendieren, und eine Diät reich an NSC könnte das leicht unterstützen, was dann zu Muskelschädigungen führen kann.
RER wird oft in Pferden mit Vollblutabstammung gefunden, weshalb die Forschung bezüglich des Managements dieser Kondition sich auf diese Rasse fokussiert hat. Interessanterweise tritt hier RER öfter bei Stuten auf als bei Hengsten und Wallachen. Die Forschung bei Vollblütern mit RER hat gezeigt, dass bei diesen Pferden wenige Fälle von Kreuzverschlag auftraten, wenn ihnen nur mäßige Mengen an Kalorien gefüttert wurden mit höheren Stärkekonzentrationen. Aber wenn der Level an Kalorien und Stärke angehoben wurde, stieg die Häufigkeit der Kreuzverschlag-Fälle. Das war aber nicht der Fall, wenn die zusätzlichen Kalorien durch Fett zugeführt wurden. Aus diesem Grund sollten Pferde mit RER, die zusätzliche Kalorien benötigen, diese durch nicht mehr als zu 20% an NSC zugeführt werden, und die restlichen Kalorien sollten durch Fett dargeboten werden.
Während man die Aufnahme regulären stärkehaltigen Futters begrenzen und einfach Öl für mehr Kalorien hinzufügen könnte, dürfte es doch schwierig sein, dem Pferd auf die Weise adäquate Mengen Fett zuzuführen, weil es ihm nicht schmecken dürfte. Es ist so auch schwierig, zu bestimmen, wieviel Kalorien es durch Fett und durch NSC bekommt. Meistens ist es besser, ein Futter zu finden, dass speziell mit niedrigem NSC-Gehalt und hohem Fettgehalt hergestellt wurde. Es sollte möglichst weniger als 15% aber keinesfalls mehr als 20% NSC enthalten und wenigstens 10% Fett.
Wenn man kein Futter hat, das man entsprechend der Herstellerangaben füttern kann, muss man Pellets mit niedrigem NSC-Wert zum Ausbalancieren hinzufügen.
Berücksichtigen muss man auch, dass bei erhöhtem Fettgehalt des Futters das Pferd auch einen erhöhten Vitamin E Bedarf hat. Kommerzielle Futtermittel berücksichtigen das normalerweise, aber wenn man Zugaben von Öl macht, sollte man zusätzlich Vitamin E geben.
Bei Heufütterung ist Grasheu zu bevorzugen, da manche RER-Pferde negativ auf Luzerne reagieren. Allerdings kann sich eine kleine Luzernegabe bei Pferden positiv auswirken, die bekannterweise zu Magengeschwüren neigen. Bei RER-Vollblütern wurde keine Zunahme an Kreuzverschlagfällen festgestellt, die Heu mit einem NSC-Wert von 17 % gefüttert bekamen. Heu mit sehr niedrigem NSC-Wert ist darum wohl bei Pferden mit RER nicht so wichtig wie bei PSSM-Pferden.
Die entsprechende Fütterung ist nur ein Teil des erfolgfreichen Managements von zu Kreuzverschlag neigenden Pferden. Pferde mit RER sollten Ruhe bekommen, weshalb sie möglicherweise in einen anderen Stall verbracht werden müssen. In einem geschäftigen Stall, wo viele Pferde nach einem Tagesplan gearbeitet werden müssen, sollten RER-Pferde zuerst gearbeitet werden und nicht in nervöser Erwartung gehalten werden, bis sie an die Reihe kommen. Für diese Pferde ist ein kleinerer, ruhigerer Stall besser, wo sie jeden Tag von derselben Person betreut und gearbeitet werden. Routine ist wichtig. Auslauf ist für RER-Pferde besonders wichtig, weil sie so in Bewegung bleiben können, und Auslauf mit einem weiteren, ihm angenehmen Pferd kann helfen, es ruhig zu halten. Ruhetage sollte es möglich wenige geben und schon gar nicht nacheinander.