Gedanken eines engagierten Appaloosa-Züchters.
Wohin wollen wir? Ist es ausreichend, sich im Zuchtbereich auf die Vorgaben des ApHC zu berufen? Mitnichten!
Die Vorgaben des ApHC als Ursprungszuchtverband sind natürlich einzuhalten. Trotzdem darf eine kritische Betrachtungsweise nicht aufgegeben werden, und vorhandene Spielräume sollten auch genutzt werden.
Nur wo Jeep draufsteht, ist auch Jeep drin. Die Vorgaben des ApHC bezüglich Fremdblut – keine, um im Klartext zu reden – kann dazu führen, das dieser wichtige Grundsatz außer Kraft gesetzt wird. Wo Appaloosa draufsteht, sollte auch überwiegend Appaloosa drin sein und nicht Quarter, Englisch oder Arabisch Vollblut. Wobei die Betonung ganz klar auf dem Adjektiv überwiegend liegt.
Der heutige moderne Appaloosa wird oft auf der Basis des Quarter Horses gezüchtet.
Während zwischen Paint Horse und Quarter genetisch kein Unterschied besteht, sieht das beim Appaloosa deutlich anders aus. Wie aus Genanalysen hervorgeht, ist der Orginal-Appaloosa mit deutlichen russischen Attributen ausgestattet, und zwar hat man Verwandschaften zu Pferden aus dem Altai-Gebirge entdeckt. An das Altai-Gebirge angrenzend liegt das Ferghanatal, Wiege des Turkmenischen Pferdes und möglicherweise Ausgangspunkt der Entwicklung des Vorläufers des Appaloosas.
Schon 1963 weist Francis Haines in dem Buch „Spotted Horses in Art und History“ auf einen wahrscheinlichen Zusammenhang hin. Diese bei den Chinesen gepriesenen himmlichen Pferde galten als die besteten Pferde ihrer Zeit. Das Ferghanatal stand damal unter persischer Oberhoheit. Dadurch gelangten Pferde bis nach Griechenland und vielleicht auch noch weiter.
Das passt auch zu den Legenden der Ghost Wind Stallions, von denen berichtet wird, das russische Seefahrer diese an die Küste von Oregon mitbrachten.
Leider können wir den Zufluss von Fremdblut nicht begrenzen. Während andere Pferdezuchtverbände eine strenge Selektion vornehmen, gibt es diese bei uns nicht.
Aber wir können Zeichen setzen. Zum Beispiel durch die Neugestaltung des Medallion-Spiegels. Es ist nicht mehr zeitgemäß, das jedes Pferd mit einem Drei-Generationen-Pedigree 50 Punkte erhält. Das hat heute jeder Appaloosa, und damit ist die Wirkung als Unterscheidungsmerkmal verloren.
Überlegenswert wäre hier zum Beispiel ein FDP-Kriterium nach ApHC-Regeln von 90 % oder den strengeren FAHR-Regeln von 75 %. Ich erspare mir jetzt die Erläuterung der Unterschiede.
Auch die Anregung von Dr. Peter Schaufuß zur Anhebung des ACAAP Certificate of Achievement Programms wäre ein Schritt in die richtige Richtung.
Desweiteren wäre eine weitere Spreizung der Punktevergabe bei den Fohlen ein Anreiz in die richtige Richtung. Fohlen mit hoher Bewertung erhalten mehr Punkte.
Seit wenigen Jahren verfügen wir ja über eine Zuchtwertschätzung. Auch diese sollte man in den Medallion-Spiegel einarbeiten. Das würde auch die Zuchtbucharbeit beim ApHCG stärken.
Auch die Kriterien der Zuchtwertschätzung sind zum Teil diskutierbar. So könnte man zum Beispiel das Kriterium Gesamteindruck durch ein Kriterium Interieur ersetzen. Es gibt mittlerweile wissenschaftliche Konzepte, die auch schon von mindestens einem Zuchtverband in die Realität umgesetzt wurden, um ein solches Kriterium in eine Zuchtwertschätzung einzuarbeiten.
Ich kann jetzt nur den Zuchtausschuß bitten, bis zur Convention einen entsprechenden Vorschlag auszuarbeiten, den wir dann diskutieren können; nur so können wir die Zuchtarbeit nach vorne bringen, denn wo Jeep daraufsteht, sollte auch Jeep drin sein.
In diesem Sinne,
Walter Desoi