Hallo Herr Oelke! Ich möchte Ihnen noch herzlich danken für den Bericht in der Western Horse „Wohin wollen die Westernreiter“! Selber war ich nun gut 16 Jahre pferdeabstinent, weil mir das, was geschah und zudem noch belohnt wurde, nicht mehr gefiel! Angefangen als Knirps auf Papas Pferden und in englischer Reitweise immer unglücklicher werdend, war ich als junger Erwachsener fasziniert, wie schön Reiten sein kann, wenn man das Pferd nicht in Zwangshaltungen nötigt. Arbeitsreitweisen waren für mich die Lösung. Und hierüber kam ich zum Westernreiten (Freunde und Bekannte – es war damals einfach).
Leider stellte sich dann recht schnell heraus, dass entweder falsch verstandenes Westernreiten (loooose Zügel, keine Schenkel, kein Sitz, scharfe Gebisse etc., John Wayne Style nannte ich es immer) oder der Ehrgeiz vieler turnierambitionierter Reiter (wie wohl in jeder Reitweise existent) all das wieder zunichte „ritt“, was die Schönheit der ursprünglichen/anspruchsvollen Westernreiterei für mich persönlich ausgemacht hatte. Letztendlich zog ich mich zurück, wollte nicht mehr Teil dieser Szene sein. Pferde, deren Ausstrahlung uns seit Urzeiten faszinierten, wurden jetzt wie geprügelte Hunde mit der Nase im Dreck vorgeführt, damit jemand in einem „Kostüm“ oben drauf sitzend seinem Ego schmeicheln konnte. Und das Schlimmste daran: Es wurde bejubelt. Es war kein Miteinander! Sondern eine Machtdemonstration, wohin es geht, wenn man gewissenlos dem Geld hinterherreitet und das Ursprüngliche vergessen oder gar nicht erst kennengelernt hat.
Und trotzdem – vor fünf Monaten habe ich mich – durch meine Lebensgefährtin und zugegeben einiger glücklicher Zufälle beflügelt – wieder entschlossen, in den Sattel zu steigen. Mein Vorsatz ist der gleiche wie damals: dem Pferd gerecht zu werden, selbst wenn es bedeutet, keine Turniere zu gehen oder mich mit anderen in Disziplinen zu messen. Einfach nur Reiten um des Reitens willen. Mir sicher zu sein, fair zu bleiben und dass mein Pferd sich mit und bei mir wohl fühlt! Und noch etwas Wichtiges habe ich gelernt: Nicht die Reitweise macht einen guten, fairen Reiter aus, sondern wieviel Respekt und Feingefühl er seinem Pferd erweist.
Ein namhafter amerikanischer Trainer hatte in einem kurzen Lehrvideo wie folgt begonnen: „This is my buddy (auf sein Pferd blickend), and we show you today…“ Ich finde, so sollte es für uns alle sein. Unsere uns anvertrauten Pferde als Kumpel zu betrachten und nicht wie Werkzeuge, die man nach Belieben (ver)-biegen darf!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute! Johannes Wolff